Statement zu den menschenverachtenden Positionen innerhalb der Tierbewegungen

Statement zu den menschenverachtenden Positionen innerhalb der Tierbewegungen

Das Wissen über die jederzeit stattfindende und gesellschaftlich als legitim betrachtete Ausbeutung von Tieren, ist häufig emotional sehr belastend. Die tägliche Konfrontation mit dem Leid empfindungsfähiger Lebewesen, erzeugt zudem oftmals ein Gefühl der Ohnmacht oder Traurigkeit. Immer wieder kommt es jedoch auch zu Äußerungen, die selbst vor Verachtung und Hass gegenüber Menschen keinen Halt machen. So auch am 19. Dezember 2016, als auf einem Berliner Weihnachtsmarkt viele Menschen Opfer eines Terroranschlages wurden: Der Tierschutzverein Animal Peace nahm dies zum Anlass, auf das Leid der Gänse hinzuweisen, die jährlich zur Weihnachtszeit ermordet werden. Animal Peace instrumentalisierte dabei das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen „im Namen der Tiere“. Durch die zahlenmäßige Gegenüberstellung der Opfer, relativierte Animal Peace das Leid jedes einzelnen Opfers und entindividualisierte diese zudem.

Animal Peace ist jedoch mit seinen verachtenden und menschenfeindlichen Positionen keineswegs ein Einzelfall. Immer wieder bedienen sich auch andere Einzelpersonen, Vereine oder Gruppen antiemanzipatorischer Aussagen. Rassistische oder sexistische Kampagnen sind längst gängige Praxis und nicht selten richtet sich der ganze Hass gegen Menschen bestimmter Nationalität oder Herkunft, insbesondere wenn Tiere betroffen sind, die in unserer Gesellschaft als sogenannte „Haustiere“ betrachtet werden. Besonders die Social-Media-Netzwerke enthalten unzählige derartiger Hetz- und Hasskommentare. Die gesellschaftlich akzeptierte Gewalt an Tieren steht jedoch in keinerlei Zusammenhang mit dem Vorfall am Berliner Weihnachtsmarkt. Es ist grotesk und abstoßend, das Attentat und die Opfer zu instrumentalisieren und Leid miteinander aufzuwiegen, um somit das Konsumverhalten kritisch zu benennen. Als Folge werden eine verstärkte Ablehnung sowie eine voreingenommene Meinung gegenüber vegan lebenden Menschen und Tierrechts-/Tierbefreiungspositionen provoziert.

Die Situation der Gänse, wie auch aller anderen, ausgebeuteten Lebewesen ist von täglicher Gewalt und Ausbeutung geprägt. Selbstverständlich ist es notwendig diese Zustände aufzuzeigen, zu kritisieren und anzugreifen. Jedoch wird deren Leid nicht durch politisch motivierte Einzeltäter*innen geprägt und es basiert auch nicht auf einer bestimmten Nationalität oder Herkunft. Dieses Leid ist das Ergebnis gesellschaftlich akzeptierter Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnisse, welche Tiere zur Ware machen. Aufgrund der Profitorientierung verschiedener Wirtschaftszweige und des Ziels der Gewinnmaximierung werden Lebewesen von Menschen als „Nutztiere“ kategorisiert. Sie werden nicht Opfer von Anschlägen oder der Gewalt Einzelner, sondern sie sind Opfer eines Konsumverhaltens, welches sie entindividualisiert und vom Lebewesen zum Lebensmittel machen soll. Auch Menschen sind Opfer dieses Systems, welches sie aufgrund ihrer Sexualität, ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft als minderwertig betrachtet, benachteiligt oder unterdrückt. Die Ausbeutung von fühlenden Lebewesen ist ein grundsätzliches Problem, das beendet werden muss. Hierzu bedarf es in unserer Gesellschaft dem Verständnis und der Diskussionsbereitschaft für eine (radikale) Veränderung der gesellschaftlich vorherrschenden Mensch-Tier-Verhältnisse.

Gewalt sollte nicht mit Gegengewalt bekämpft werden. Es sind die Ursachen, die erkannt und beseitigt werden müssen, um die Voraussetzung für eine befreite und friedliche Gesellschaft zu schaffen.
Menschenfeindlichkeit, Rassismus/Nationalismus, Sexismus sowie jegliches andere antiemanzipatorische Gedankengut können niemals die Lösung sein, um Frieden zu schaffen und sie sind niemals mit dem Tierrechts-/Tierbefreiungsgedanken vereinbar!

Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeglicher Gewalt gegenüber empfindungsfähigen Lebewesen und solidarisieren uns mit allen, die dieser alltäglichen Gewalt ausgesetzt sind oder ihr, in der Hoffnung auf ein sicheres Leben, entfliehen. Wir solidarisieren uns zudem mit allen Opfern und Angehörigen der Anschläge in Berlin, Bagdad, Istanbul und anderswo.

Für die Befreiung aller Tiere – einschließlich Menschen!
die tierbefreier e.V.