Tierrechtsdemonstration gegen Wattenscheider Gänsereiten

Tierrechtsdemonstration gegen Wattenscheider Gänsereiten

In Wattenscheid findet jährlich beim Rosenmontagszug das traditionelle „Gänsereiten“ statt. Dabei wird eine zuvor ermordete Gans an den Füßen zwischen zwei Bäumen aufgehängt, und mehrere Reiter versuchen, ihr im Galopp den Kopf abzureißen. Wem es gelingt, darf sich für ein Jahr „Gänsereiterkönig“ nennen. Heutzutage muss der Hals der Gans immer wieder angeschnitten werden, bevor die Reiter den Kopf abgerissen bekommen.

Während in anderen Städten mittlerweile Attrappen verwendet werden, hält Bochum-Wattenscheid an der toten Gans fest. Das ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert stammende Brauchtum wurde damals von spanischen Kriegsleuten übernommen und diente in erster Linie dem Training der Reiter. Es sollte diesen jegliche Skrupel nehmen. Damals riss man noch einer lebenden Gans den Kopf ab, was durch das Tierschutzgesetz verboten wurde. Heute rechtfertigen die Gänsereiter den Erhalt ihrer Tradition damit, dass die Gans bereits zuvor getötet und anschließend gegessen wird. „Wir wissen inzwischen, dass die von uns genutzten Tiere mehr mit uns gemeinsam haben, als sie von uns unterscheidet. Wir wissen auch, dass Tierausbeutung für unser Überleben nicht mehr notwendig, in Bezug auf ökologische Folgen der Massentierhaltung sogar schädlich ist. Trotzdem werden Tiere noch immer wie Waren behandelt. Das sogenannte Gänsereiten pointiert die Position von Tieren in unserer Gesellschaft.“ – sagt Andre Gamerschlag, Pressesprecher des Vereins die tierbefreier.

Seit der Eingemeindung Wattenscheids in Bochum hat das Gänsereiten als lokalpatriotisches Ereignis zusätzlich an Gewicht gewonnen. Sowohl das Reiten als auch das Abreißen des Kopfes, also das Ausbeuten und Ermorden von Lebewesen, werden als Karnevalsbrauchtum und spannendes Spektakel für die ganze Familie dargestellt.

Aber nicht nur das „Gänsereiten“, sondern auch Demonstrationen dagegen sind inzwischen Tradition geworden. Wie bereits im letzten Jahr wird es eine Gegendemonstration von die tierbefreier Düsseldorf und die tierbefreier Bochum geben, für die bundesweit in Tierrechtskreisen geworben wurde. Sie startet 12:45 am Wattenscheider Bahnhof und geht von dort aus zum Platz des Gänsereitens, wo sie bis Ende der Karnevalsveranstaltung steht. Der 1985 gegründete Verein die tierbefreier organisierte bereits in vielen Jahren Proteste gegen die Karnevalsveranstaltung. Die Demonstration richtet nicht nur gegen diese, sondern gegen jede Form von Tierausbeutung.

„Obwohl das „Gänsereiten“ in der öffentlichen Meinung meist als besonders grausam gilt, unterscheidet sie sich hinsichtlich der Gewalt und Ausbeutung nicht grundlegend von anderen Formen. Egal ob für Unterhaltung, Tierversuche, Fleisch, Milch, Eier oder andere tierliche Produkte – unzählige Tiere müssen täglich unter ihrer Ausbeutung leiden. Dabei sind Tiere empfindungsfähige Lebewesen, intelligente Individuen und Verwandte, jedoch keine Ware.“ kommentiert Mitorganisatorin Christiane den Hintergrund der Veranstaltung. Tierrechtler_innen engagieren sich für die Befreiung von Tieren aus gesellschaftlichen Gewaltverhältnissen und für eine vegane Gesellschaft.

Demonstration: Rosenmontag, Start: 12:45 Uhr
Bahnhof Bochum-Wattenscheid

Weitere Informationen auf www.gaensereiten-wattenscheid.de und Facebook