Statement der Og Düsseldorf zum VSD Dortmund 2017
Wir von die tierbefreier Düsseldorf werden in diesem Jahr erstmals seit einigen Jahren nicht mit einem Infostand beim Vegan Street Day in Dortmund teilnehmen (können).
Als im vergangenen Jahr 2016 das Lebenshofprojekt Free Animal sowie der Lebenshof Hof Butenland erstmals vom VSD Dortmund ausgeladen wurden, wurde bereits viel und zum Teil sehr kontrovers diskutiert. Dies hatten wir damals interessiert verfolgt, haben uns an den Diskussionen jedoch nicht beteiligt. Free Animal entstand vor mehr als 20 Jahren als ein Projekt des Vereins die tierbefreier e.V. und ist nun seit einigen Jahren ein eigenständiger Verein. Bis heute betrachten wir Free Animal – trotz eventueller inhaltlicher Unterschiede – als einen wichtigen Teil der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung. Denn die Befreiung eines Lebewesens endet nicht an der Schwelle der Stall- oder Käfigtüre, sondern mündet in einer lebenslangen und mitunter kostenintensiven Versorgung der jeweiligen Tiere. Dieser Betreuung widmet sich Free Animal seit jeher, indem der Verein diverse Lebenshöfe und Projekte finanziell unterstützt. Free Animal selbst betreibt jedoch keinen eigenen Lebenshof. Die Entscheidung zur Ausladung begründete das Orgateam des VSD Dortmund u.a. mit dem geringen, vorhandenen Platz sowie mit der teils unveganen Ernährung[1] der auf einigen Höfen lebenden Tiere.
Wir und ein weiterer Stand wollten uns trotz aller Diskussionen solidarisch zeigen und legten an einer Ecke unserer Stände neben dem eigenen Material auch Infoflyer beider Vereine aus. Zudem stellten wir eine Spendendose und ein Schild mit einer Solidaritätsbekundung auf. Mitglieder des VSD-Orgateams kamen uns freundlich am Infostand besuchen, nahmen die Solidaritätsbekundung zur Kenntnis, sprachen uns jedoch nicht darauf an. Die gesammelten Spenden übergaben wir im Anschluss des VSDs, welche unserem Wunsch entsprechend zweckgebunden für den Kauf veganer Nahrungsmittel für die auf den Höfen lebenden Tiere eingesetzt wurden.
Diese Solidarität ist nun Grund dafür, dass auch wir ab sofort nicht mehr am VSD teilnehmen werden. Im Frühjahr erfuhren wir erst über Dritte, dass die Anmeldephase bereits läuft. Dass unsere Anmeldung in diesem Jahr nicht erwünscht sei, hatte uns das Orgateam jedoch nicht mitgeteilt. Wir meldeten also ebenfalls wieder einen Stand an. Nach einer Weile dann die Absage:
„[…] leider müssen wir Dir mitteilen, dass ihr dieses Jahr keinen Stand beim VSD Dortmund machen könnt. […]“
Eine Begründung erhielten wir auf Nachfragen unsererseits telefonisch: Die Absage, uns nicht zum VSD Dortmund zuzulassen, wurde damit begründet, wir hätten uns nach Auffassung des Orgateams durch unsere Solidaritätserklärung der Entscheidung Free Animal auszuladen widersetzt, weshalb sie gemeinsam so über unsere diesjährige Nicht-Teilnahme entschieden hätten.
Die Absage nehmen wir neutral zur Kenntnis, möchten hiermit dennoch Kritik an der Art und Weise sowie der grundsätzlichen Ausrichtung des VSD´s äußern: Nicht nur, dass das Orgateam weder das Gespräch zu uns suchte, noch dass wir über die Entscheidung zu irgendeinem Zeitpunkt informiert worden wären. Auch hätten wir uns angeblich unerlaubter Weise einen Infostand mit Free Animal geteilt, dies sei eine Missachtung der Entscheidung des Orgateams gewesen. Abgesehen davon, dass dies schlicht nicht stimmt, hätten wir uns ein Nachfragen/Gespräch seitens des Orgateams – vor Ort oder im Nachgang – gewünscht. Stattdessen handelte es sich bei dieser Behauptung lediglich um eine Vermutung, die auf dem Hören-Sagen beruhte.
Zudem hat sich in unseren Augen – und das ist unser wesentlicher Kritikpunkt – der VSD Dortmund immer mehr der leider ohnehin inzwischen bestehenden gesellschaftlichen Wahrnehmung eines „hippen“ und „gesunden“ Veganismus angepasst: Der Informationsgehalt zu Ausbeutungs- und Befreiungsthemen steht unseres Erachtens immer mehr hinter Verkaufs- und Essens-Ständen zurück. Mit großem Erstaunen hatten wir im vergangenen Jahr zudem verstärkt festgestellt, dass die insgesamt vorhandene Fläche nicht mehr nur für vegane und fair produzierte Lebensmittel, Schuhe und Kleidung kleiner und fair agierender Unternehmen und Kollektive genutzt wurde. Stattdessen fanden sich auf dem VSD des letzten Jahres beispielsweise zwei Verkaufsstände mit jeweils 3 x 6 Metern Verkaufsfläche, auf welchen Mixer angeboten wurden, deren Stückpreis mehrere hundert Euro je Mixer betrug – teuerste Elektrogeräte auf 36 Quadratmetern, jedoch kein Platz für weitere Lebenshöfe. Unter dem Argument des Vorjahres bezüglich der vorhandenen Platzverhältnisse, trägt dies für uns einen besonders faden Beigeschmack. Für diese Verkaufsflächen, war der Platz durchaus ausreichend. Nicht nur in den Ladengeschäften und Supermärkten gilt also: Der „Veganismus“ ist längst im Kapitalismus angekommen.
Anstelle des wachsenden Lifestyle-„Veganismus“, der sich dem Kapitalismus und damit weiteren Unterdrückungsverhältnissen öffnet, wünschen wir uns ein klares Bewegungsprofil, welches die ursprüngliche Bedeutung des Veganismus beinhaltet. Hierzu gehören selbstverständlich auch kontroverse Diskussionen und ein Austausch über inhaltliche Differenzen.
Uns wurde abschließend zugesichert, dass die Absage lediglich für das Jahr 2017 gelten würde. Ab 2018 könnten wir wieder wie gewohnt am VSD in Dortmund teilnehmen, schließlich seien wir doch eigentlich immer dabei. Diese an die „stille Treppe“ erinnernden Straf- bzw. Erziehungsbemühungen uns gegenüber halten wir für absurd und werden aus den zuvor genannten Gründen auch im kommenden Jahr freiwillig auf eine Teilnahme verzichten.
Ob es in diesem Jahr einen anderen Stand von die tierbefreier beim VSD in Dortmund geben wird, ist uns bisher nicht bekannt. Das Orgateam betonte jedoch, dass sich die Entscheidung und Maßnahme ausschließlich gegen die Ortsgruppe Düsseldorf richtet. Anderen Ortsgruppen stehe es frei an unserer Stelle einen Infostand zu machen.
Fight animal exploitation! Fight Capitalism!
die tierbefreier Düsseldorf
[1] Wir unterstützen und bevorzugen selbstverständlich die vegane Ernährung aller auf Lebenshöfen lebender Tiere, einschließlich der Hunde und Katzen. Es kann nicht im Interesse der Lebenshöfe sein, einige ausgewählte Tiere zu retten und andere Tiere ermorden und zu Futter verarbeiten zu lassen. Dennoch wissen wir, dass die Umsetzung realistisch betrachtet nicht immer einfach ist. Theorie und Praxis liegen oftmals weit voneinander entfernt. Gründe können in der gesundheitlichen Verfassung der betreuten Tiere oder in der mangelnden Durchführbarkeit (beispielsweise die Betreuung sogenannter „Straßenkatzen“ im „Ausland“) liegen. Auch finanzielle Aspekte sollten zwar keinen Grund darstellen, sind es aber in der Realität leider häufig doch. Daher halten wir es für sinnvoll, Lebenshöfe zu unterstützen und beispielsweise durch zweckgebundene Spenden den Kauf veganer Hunde- und Katzenernährung zu fördern, sofern es an den finanziellen Mitteln scheitert. Die Projekte und Lebenshöfe sind auf Solidarität und Unterstützung aus der Bewegung angewiesen.