Fleisch
Gründe und Ursachen
Viele Menschen glauben, dass Menschen schon immer „Fleisch“ gegessen hätten und es daher in Ordnung wäre, dies weiterhin zu tun. Einerseits ist eine bestehende Tradition kein Grund oder Argument, sie zu erhalten. Schließlich haben Menschen auch schon immer Kriege geführt und gefoltert. Andererseits ist die Theorie von den Menschen als Allesessern umstritten. Sie haben sich bis zur Moderne, je nach Region und Zeitalter, ganz unterschiedlich ernährt.
Der Preis von Fleisch
Damit Fleisch so billig angeboten werden kann, wird die Fleischindustrie jährlich mit Milliardenbeträgen aus öffentlichen Geldern durch Subventionen unterstützt. Dennoch sind die Haltungsbedingungen miserabel. Die Tiere werden mit industriell hergestelltem, genmanipuliertem Futter und Medikamenten durchgebracht, damit sie die Haltungsbedingungen bis zum Zeitpunkt ihrer Ermordung (meist noch im Kindes- oder Jugendalter) überleben. Dazu kommen schmerzvolle Verstümmelungen in Form von Hoden-, Zehen- oder Schnabelamputationen. Die meisten Tiere, die für die „Herstellung“ von Fleisch gehalten werden, verbringen ihr Leben auf Spaltenböden, teilweise angebunden und im eigenen Kot. Die qualvolle Enge führt zu Rangkämpfen, Aggressionen und anderen Verhaltensstörungen. Sie stehen dicht aneinandergedrängt, körperlich und seelisch krank, verdammt zu einem kurzen und grauenvollen Dasein, gefolgt von einem anstrengenden Transport zum Schlachthof und einem gewaltvollen und grausamen Tod.
Viele sterben schon vor der geplanten Tötung. Denn es rentiert sich nicht, den enormen Kostenaufwand zu tragen, den eine medizinische Versorgung bei diesen Massen an Tieren bedeuten würde. Die Abläufe in Zucht, Mast und Tötung sind weitgehend automatisiert, um minimalen Aufwand und Kosten und maximale Produktausbeute zu erreichen. Den Preis bezahlen aber nicht die Konsument_innen, sondern die Tiere.
Folgen für Menschen und Umwelt
Auf der einen Seite hungern derzeit etwa eine Milliarde Menschen. Auf der anderen Seite verschwendet die Fleischindustrie für Tierhaltung und -zucht weltweit jährlich Millionen Tonnen Nahrungsmittel, die auch Menschen essen könnten. Denn zur Herstellung einer Kalorie von tierlichen Nahrungsmitteln werden zwischen acht und 16 pflanzliche Kalorien benötigt.1 Über 70 Prozent der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche werden direkt oder indirekt für die Fleischproduktion genutzt.2
Neben dem Hunger sind Klimawandel, Luftverschmutzung, Wasserknappheit, Artensterben, Verschmutzung und Überfischung der Meere und der Verlust an wertvollem Boden durch Erosion und Anbau von Monokulturen weitere Folgen der Fleischproduktion. Gegenüber der omnivoren Ernährung reduzieren sich die Treibhausgasemissionen bei der vegetarischen um die Hälfte und bei der veganen auf ein Zehntel.3
Bio macht keinen Unterschied …
… weder für die Haltung, noch für die Tötung. Denn bei „Bio“ geht es um gesundes Essen für Menschen, nicht um ein gutes Leben für Tiere. Auch in der Biohaltung werden mehrere tausend Tiere auf viel zu kleinem Raum gehalten. Sie leben nur so lange, wie die maximale Ausbeute erreicht wird. Danach landen sie im Schlachthof.
Beim Konsum von Biofleisch besteht zudem das grundlegende Problem weiterhin: Der Wert des Lebens der Tiere bemisst sich nur nach der ökonomischen Verwertbarkeit ihrer Körper. Ihr Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit wird weiterhin ignoriert.
Es gibt keine Bioschlachtung oder darüber hinaus irgendeine „humane“ Tötung. Eine Schlachtung ist und bleibt Gewalt und moralisch nicht zu rechtfertigen. Das Verfügen über fühlende und leidensfähige Lebewesen, deren Züchtung, Manipulation, Kontrolle und Nutzung sowie die Missachtung ihrer Interessen bleiben bestehen. Die Einschränkung ihrer Freiheit und das gewaltsame Beenden ihres Lebens kann niemals artgerecht sein.
Fleisch ist kein Lebensmittel
Lebewesen werden zu „Nutztieren“, weil ihnen diese Bezeichnung und Funktion von Menschen aufgedrückt werden. Diese sind veränderbar und keine Tatsachen. Gewohnheit und Geschmack können das lebenslange Leiden und die grausame Tötung unzähliger Individuen nicht rechtfertigen. Auch wenn viele Menschen selbst keine Tiere umbringen könnten – für die Tiere spielt es keine Rolle, wer sie tötet. Kauf und Konsum von Fleisch sind ein Auftrag zum Töten und fördern ein System von Ausbeutung, Profitgier und Tierleid, aber auch von Lebensmittelskandalen und Krankheiten.
Tiere sind keine Ware, keine Lebensmittel und kein „Nutzvieh“, sondern individuelle leidensfähige Lebewesen mit eigenen Interessen und vielfältigen Bedürfnissen. Sie müssen aus menschlichen Verfügungszwecken befreit und ihr Lebens- und Freiheitsrecht anerkannt und verteidigt werden. Ernährung ist längst keine Privatsache mehr, sondern betrifft zwangsläufig immer andere, deren Interessen berücksichtigt oder verletzt werden. Jeder Mensch entscheidet sich bei seinem Konsum für oder gegen Leiden, Schmerzen und Tod. Jede Form von Tierausbeutung ist abzulehnen.
Die Alternativen
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ohne Fleisch oder andere tierliche Produkte ist in allen Lebenslagen (auch in der Schwangerschaft und im Kleinkindalter) problemlos möglich.4 Vegan lebende Menschen haben im Schnitt eine bessere Versorgung mit Ballaststoffen, Mineralstoffen und Vitaminen. Das Risiko der meisten Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und anderen Formen von degenerativen Erkrankungen wird erheblich reduziert. Lediglich auf eine ausreichende Vitamin B12-Zufuhr sollte geachtet werden.5 Fleisch- und Wurstalternativen in allen erdenklichen Varianten gibt es teilweise in Supermärkten, fast in allen Bio- und Reformläden und bei veganen Versänden.
1. Compassion in World Farming, www.fao.org/hunger/en
2. FAO, 2006, „Livestock‘s long shadow. Environmental issues and options“
3. IÖW Studie 08/2008, „Klimawirkungen der Landwirtschaft in Deutschland“; foodwatch Report 08/2008, „Klimaretter Bio?“
4. The China Study: www.thechinastudy.de; The Physicians‘ Committee for Responsible
Medicine, Ärztekommission für verantwortungsbewusste Medizin (PRCM); American
Dietetic Association, Amerikanische Gesellschaft für Ernährung (ADA), Dietitians of
Canada, Verband kanadischer Ernährungswissenschaftler (DC)
5. Iris Berger: Vitamin-B12-Mangel bei veganer Ernährung. Mythen und Realitäten
aufgezeigt anhand einer empirischen Studie; weitere Informationen zur veganen
Ernährung: Marc Pierschel: Vegan! Vegane Lebensweise für Alle;
www.tierbefreier.de/veganismus.html