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TIERBEFREIUNG 124

In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns eingehend mit dem Kernthema Fleisch; und bevor es losgeht, müssen wir einmal einen Schritt zurücktreten, die Existenz unserer Sozialisation beachten und feststellen worüber wir reden, weil es eigentlich so unglaublich absurd ist. Wenn wir über Fleischkonsum reden, reden wir darüber, dass Menschen auf die Idee kommen, empfindungsfähige Tiere, mit Gefühlen und sozialen Beziehungen wie den unseren, absichtlich zu töten, ihre leblosen, blutenden Körper zu nehmen, ihnen Körperteile abzuschneiden und diese Leichenfetzen dann in ihren Mund zu stecken, um sie zu essen. Wann immer man sich in Situationen findet, in denen Fleischkonsum relativiert wird, sollte man sich die Realität, die dahinter steht, immer wieder vergegenwärtigen, denn: Das. Ist. Nicht. Okay!

Wir haben alle schon dutzende konkrete Argumentationen gehört, die auf der Sachebene Fleisch und andere tierliche Produkte anfechten. Aber egal, wie viele Jahre und Jahrzehnte wir schon argumentieren, schreien, kämpfen; ich persönlich kann den Horror, der die Tierausbeutungsrealität ist, nicht fassen, nicht begreifen, nicht verstehen. Und auch, wenn rational klar ist, dass ein Schinken praktisch das gleiche repräsentiert wie ein Stück Käse, so löst doch immer noch der leblose Körper eines ehemals fühlenden Wesens, den ein Mensch sich lässig als Essen aussucht, eine größere Latte potenziell justiziabler Vorstellungen gegen jenen aus. Und der einzige Grund für dieses globale Massaker ist Tradition, welche wir in der letzten Ausgabe der TIERBEFREIUNG ausgiebig und kategorisch demontiert haben. Es gibt keine Legitimation, keine Ausnahme und kein Pardon.


Editorial

Liebe Lesende der TIERBEFREIUNG,

es ist eine seltsame Welt. Es passieren akutell so viele parallele Katastrophen und Overtonverschiebungen – wie soll man damit zurechtkommen? Damit, dass es Menschen sind, die das tragen?

Der nette Nachbar, der beim Müllrausbringen freundlich grüßt: Er ist ein Fascho, der auf Twitter nach mehr Abschiebungen grölt.
Die hilfsbereite Verkäuferin, die einen zum Regal bringt, wo man den Senf findet: Sie ist ein transphobes Arschloch.
Der aufmerksame Busfahrere, de nochmal die Türen für die Rentnerin aufmacht: En unterstützt die Tierausbeutungsindustrie, indem er Leichen frisst.
Die Kolleg*innen auf der Lohnarbeit: Wie viele von ihnen sind Anti-impf-Friedens-Schwurbler*innen?
Die Tierschutzaktivistis, mit denen mensch notgedrungen ein Bündnis eingegangen ist: Verstehen sie wirklich nicht, dass es kein Richtig im Kapitalismus gibt oder wollen sie nur ihre Privilegien nicht aufgeben?
Diejenigen Lesenden dieses Editorials, die nach zwei Sätzen immer noch Schnappatmung haben, weil sie ein Neopronomen lesen mussten.

Nun gut, sicherlich gibt es verschiedene Abstufungen von Ekelhaft, bei den zuvor genannten Beispielen. Dennoch: Das Problem ist, dass nicht nur alle Lebensbereiche irgendwie mit Menschen zu tun haben, die widerliche Sachen denken und tun, sondern auch die Unmengen verschiedener Ausführungen derselbigen. Die Welt scheint durchtränkt von Ekelhaftigkeit so wie die Lunte eines Mollis mit brennbarer Flüssigkeit. Aber anzünden ist keine Option.

Alan Schwarz


Titelthema

  • Intro: Fleisch oder nicht Fleisch?
  • Mein Fleisch ist aus Gemüse – Eine kleine Geschichte des Fleischersatzes
  • Fleisch ist (k)ein Stück Lebenskraft
  • Fleisch essen ohne Tierbenutzung? Laborfleisch und seine Implikationen
  • Jäganismus – Der Erfolg eines medialen Phänomens
  • Rezension: Carnage – Swallowing the Past (2017)Fleisch auf dem Teller, Emotionen im Kopf
  • Das Dilemma mit der Solidarität
Rezensionen
  • Punk Rock Vegan Movie
  • Ein verkehrter Zoobesuch
Ausbeutung
  • Fortgesetzte Qualhaltung von Pavianen im Zoo Neunkirchen
  • Protest gegen neues Affenhaus im Zoo Dresden
Lebenshöfe
  • Hofbericht von Happy Kuh e.V.
  • Hofupdate von SchweineHund e.V.

TIERBEFREIUNG – das aktuelle Tierrechtsmagazin

Das Magazin des Vereins erscheint vier Mal jährlich und versteht sich vordergründig als Bewegungs- und nicht als Vereinsmedium. Themen sind Tierausbeutung, Proteste und Aktivismus, Diskussion und Vorstellung von Strategien und Profil der Bewegung, Buchbesprechungen, Kultur, Theorie, aktuelle Nachrichten, Ankündigungen und Berichte von Events und andere Themen.

Das Magazin vereint redaktionell verfasste Artikel und Einsendungen von anderen Aktiven und Gruppen und versteht sich daher auch als Forum. Du kannst das Magazin mit einem Abonnement unterstützen.