Vortrag und Diskussion mit Colin Goldner
Pöge-Haus, Hedwigstraße 20, 04315 Leipzig
Freitag, 23. Juni 2023, 19 Uhr
Der Vortrag gibt einen Überblick über die Geschichte des Zoos, von seinen Anfängen zu Beginn des 19. Jhdts bis zu seiner Gegenwart. Insbesondere geht um die vier argumentativen Säulen, mit denen Zoos ihre Existenz rechtfertigen: die Behauptung, sie leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Artenschutz, zu wissenschaftlicher Forschung sowie zu Bildung und Erholung naturentfremdeter Großstädter*innen. Selbstredend geht es auch um die Tiere selbst, die in den Zoos gefangengehalten und zur Schau gestellt werden. Letztlich werden Gedanken vorgestellt, was getan werden kann und muß, die moralische Unrechtsinstitution „Zoo“ einem Ende näherzubringen.
Ein besonderer Blick wird auf die kolonial-rassistischen Stereotype geworfen, die bis heute im Leipziger Zoo gepflogen werden.
Referent: Dr. Colin Goldner, Klinischer Psychologe und Autor zahlreicher Publikationen zu Tierrechtsthemen.
Statement zum Vortrag vom 23.06.2023 –
Der Zoo Leipzig: Eine moralische Unrechts-Institution
Content Notification: Rassistische und sexistische Sprache, (Post-)Kolonialismus
Am vergangenen Freitag, den 23. Juni 2023, hatten wir im Pöge-Haus zum Vortrag „Lebenslänglich hinter Gittern: Der Leipziger Zoo – eine moralische Unrechtsinstitution“ von Colin Goldner eingeladen. Neben der Problematik der Tierausbeutung in Zoos, sollten im Vortrag auch die kolonial-rassistische Vergangenheit und deren Kontinuitäten thematisiert werden. Da wir als Gruppe einen intersektionalen Anspruch haben, fanden wir diesen Ansatz gut und haben unter anderem auch deshalb die Organisation des Vortrags übernommen. Zu unserer großen Bestürzung hat Colin Goldner in seinem Vortrag allerdings bei der Beschreibung der kolonialen Verbrechen selbst rassistische Sprache verwendet und Bildmaterial, das die historischen Verbrechen an Bi_PoC dokumentiert, auf sehr unsensible Weise präsentiert.
Wir haben während des Vortrags auf Colin Goldners unreflektierte Verwendung rassistischer Begriffe direkt reagiert und diese Kritik wurde vom Vortragenden auch sofort bestätigend entgegengenommen. Dennoch haben wir den Vortrag insgesamt als sehr unsensibel und unreflektiert bzgl. verschiedener Diskriminierungsformen und -erfahrungen wahrgenommen. So hatte der Vortrag stellenweise auch strukturell sexistische Elemente.
Wir waren an dem Abend mit der Situation überfordert und haben unsere Kritik nicht so angemessen und deutlich zum Ausdruck gebracht, wie es unserer eigener Anspruch gewesen wäre. Zwar haben wir Colin Goldner nach dem öffentlichen Teil des Vortrags noch ein ausführlicheres Feedback gegeben und ihn aufgefordert, sich mit strukturellem Rassismus und rassismuskritischer Sprache zu beschäftigen, allerdings hätte diese dezidierte Kritik unserer eigenen Einschätzung nach unmittelbarer passieren müssen. Wir werden das Geschehene weiter reflektieren, bei zukünftigen Veranstaltungen bereits im Vorfeld den konkreten Vortragsinhalt so gründlich wie möglich evaluieren, besser vorbereitet sein und in vergleichbaren Situationen unmittelbarer und umfassender intervenieren. Wir werden außerdem auch mit Colin Goldner noch einmal das Gespräch suchen, um den Abend so weit wie möglich aufzuarbeiten und hoffentlich auch bei ihm zu einer Sensibilisierung für diese Themen beizutragen. Wir bitten alle Betroffenen um Verzeihung bzw. hoffen uns diese in Zukunft verdienen zu können.