Heißt es im Winter wieder Manege frei für prügelnde Zirkus-Mitarbeiter?

Zirkus Aeros erregte bei seinem letzten Gastspiel vor allem durch eine Prügelattacke auf eine angemeldete Kundgebung Aufsehen. Diesen Winter kommt er wieder nach Leipzig. Derzeit laufen noch Strafverfahren, denn die Folgen des Übergriffes waren Knochenbrüche, Prellungen und Hämatome. Der gewaltsame Einschüchterungsversuch muss aber als gescheitert gewertet werden, denn auch diesen Winter werden wieder Protestkundgebungen gegen Tierhaltung im Zirkus stattfinden.

Nachdem der bereits wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz verurteilte Circus Krone im Sommer seine Gehege auf dem Kleinmessegelände Cottaweg aufschlagen durfte, öffnet die Stadt Leipzig ihre Tore nun auch wieder für Zirkus Aeros, der Anfang des Jahres durch Gewalt gegen Menschen von sich reden machte. Durch besagten Vorfall hat das Zirkus-Team Schlagzeilen gemacht. Sogar in bundesweiten Fernsehsendern wurde über die Ereignisse am 05. Januar berichtet. Öffentlichkeit, Polizei und die zuständigen Gerichte scheinen den Vorfall allerdings vergessen zu haben.

Am 05. Januar versammelten sich gegen 13 Uhr etwa 15 Anhänger der Tierrechtsbewegung zu einer angemeldeten Demonstration um sichtbar in der Öffentlichkeit Kritik an Tierhaltung im Zirkus zu üben. Mit Transparenten, die Aufschriften trugen wie „Tiere sind nicht zur Unterhaltung da!“ oder „Zirkus ja! Aber nicht mit Tieren.“, positionierte sich die Gruppe neben dem Einfahrtstor zum Gelände. Wenig später begannen vier Mitarbeiter des Zirkusbetriebes die Demonstrierenden zu bedrohen und zu sticheln. Kurz darauf kamen zwei Mitarbeiter vom Gelände gestürmt, rissen einen Demonstranten zu Boden und begannen mit Fäusten auf sein Gesicht einzuschlagen. Jeder, der helfen wollte, wurde vom Zirkus-Team abgefangen und selbst zusammengeschlagen. Noch als die Demonstrierenden sich in Richtung Jahnallee zurückziehen, treten die Zirkus-Mitarbeiter auf einen am Boden liegenden Demonstranten ein. Dies zeigt eine Aufnahme der Vorkommnisse mit einer Handykamera, die später auf dem Video-Portal You-Tube veröffentlicht worden ist.

Das Ergebnis: Vier Demonstrierende mussten mit Platzwunden, Hämatomen und teilweise gebrochenen Rippen und Frakturen im Handgelenk in umliegende Krankenhäuser eingeliefert werden. In den darauf folgenden Tagen stellten die Betroffenen Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung bei der Polizei. Bis heute ist es nicht zu einem entsprechenden Gerichtsprozess gekommen. Laut der Staatsanwaltschaft Leipzig sei am 25.09.2014 Anklage beim Amtsgericht Leipzig erhoben worden.

Der gewalttätige Angriff gegen Protestierende ist leider kein Einzelfall. So wurden unter anderem Anfang des Jahres auch in Potsdam und in Wörrstadt Menschen bei Protesten von Zirkusmitarbeitern krankenhausreif geschlagen.

Schon seit Jahren werden die Haltungs- und Dressurpraktiken gegenüber Tieren in Zirkussen kritisiert. Das Aufführen artwidriger Kunststücke, der Transport von Stadt zu Stadt in kleinen Boxen, die Unterbringung von Tieren, die normalerweise ein Gebiet von mehreren Hektar Größe beanspruchen, sind Praktiken, die in jedem Zirkus zu finden sind und logistisch gar nicht anders gelöst werden können. „Die Bedürfnisse von Tieren können in Zirkussen einfach nicht erfüllt werden und ich bin mir sicher, dass kein Tier dort bleiben würde, wenn es die Wahl hätte.“ sagt Robin Wolf von den tierbefreier*innen Leipzig, einer Ortsgruppe des Tierbefreier e.V. Dass Veterinärämter diese Missstände oft nicht zur Kenntnis nehmen und zum Teil schlimmste Zustände als rechtskonform absegnen, zeigte sich beispielhaft am Tod der Elefantendame Maya im Zirkus Universal Renz. Selbst beim Circus Krone haben Veterinärämter trotz vielfach dokumentierter Tierquälerei oft nichts zu beanstanden.

In Europa haben bereits Griechenland und Bosnien & Herzegowina kategorische Verbote für Tierzirkusse verhängt. Besonders in den letzten drei Jahren haben viele deutsche Städte begonnen anzuerkennen, dass es kein bedürfnisgerechtes Leben für Tiere im Zirkus gibt: zumindest viele Wildtierarten haben diese Städte in Zirkussen, die öffentliche Plätze nutzen, verboten. Es wird Zeit, dass die Stadt Leipzig in dieser Angelegenheit nachzieht und entsprechende Verbote ausspricht.

Die tierbefreier*innen Leipzig fordern ein Zirkusgewerbe ohne Tiere. Sie werden dieser Forderung auch während des Gastspiels des Zirkus Aeros bei Demonstrationen Ausdruck verleihen. “Wir werden uns durch den physischen Angriff auf uns im Januar nicht einschüchtern lassen, sondern auf unser Recht auf Versammlungsfreiheit bestehen. Wir werden auch bei dem aktuellen Gastspiel des Zirkus Aeros wieder Präsenz zeigen, denn artgerecht ist nur die Freiheit – das gilt für Zirkusse und auch sonst überall!“, so Robin Wolf.

Wer um das Wohl von Tieren besorgt ist, sollte die Vorstellungen des Zirkus Aeros nicht besuchen!


 

Kundgebungen am Kleinmessegelände Cottaweg:

18. Dezember 2014, 15.15Uhr

20. Dezember 2014, 13.15Uhr & 16.30Uhr

04. Januar 2015, 15.15Uhr

 

 

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