Fische und andere Wassertiere

Leben unter Wasser

Fische und andere Wassertiere sind vermeintlich stumm und auf den ersten Blick oft unscheinbar. Denn ihre Empfindungsfähigkeit sieht man ihnen meist nicht direkt an. Doch sie besitzen wie Menschen ein ausgeprägtes Nervensystem und einen gut entwickelten Seh-, Tast-, Geruchs-, Geschmacks- und Orientierungssinn. Studien belegen, dass Fische Angst und Schmerzen empfinden, vergleichbar mit Vögeln und Säugetieren [1]. Fische und Krebstiere wie Hummer, Langusten, Garnelen und Krabben verfügen zudem über vielfältige Fähig- und Fertigkeiten und besitzen individuelle Charakter- und Persönlichkeitsmerkmale. Verhaltensforscher_innen kamen zu dem Schluss, dass Fische einander erkennen, über ein ausgeprägtes Lern- und Erinnerungsvermögen verfügen und auf unterschiedliche Weise miteinander kommunizieren können [2]. Genau wie Tintenfische und Kalmare, die sich mit ihrer veränderbaren Haut nicht nur tarnen, sondern darüber auch Stimmungen und Gefühle ausdrücken, haben auch Krebstiere und Fische ein ausgeprägtes Sozialverhalten und sind in der Lage Werkzeuge zu verwenden [3].

Krebstiere und wirbellose Lebewesen werden zynischerweise „Meeresfrüchte“ genannt, als hätten sie kein Lebensinteresse. Wie auch bei Fischen üblich, wird diesen Individuen ein Empfindungsvermögen abgesprochen. Doch auch sie haben ein komplexes Verhaltensrepertoire und Sozialleben. Hummer und andere Krebstiere verfügen zudem über ein Gedächtnis und komplexe Gehirnstrukturen und sind fähig Schmerzen und Stress zu empfinden, so eine Studie der EFSA (European Food Safety Authority)[4]. Muscheln sorgen durch Filtration für die Saubererhaltung von Süß- und Salzwasser. Sie nehmen ihre Umwelt wahr und besitzen sogenannte Nozizeptoren. Diese ermöglichen es ihnen, Empfindungen wie Schmerz physiologisch zu fühlen und darauf zu reagieren. Sie verfügen außerdem über ein Herz-Kreislaufsystem sowie Sinnes- und Geschlechtsorgane.

Aquakulturen

Ein Großteil der Süß- und Salzwasserfische und Garnelen stammt mittlerweile aus sogenannten Aquakulturen. In schwimmenden Netzkäfigen in Küstennähe oder großen Becken und Tanks werden sie dichtgedrängt auf engstem Raum gehalten und häufig mit Medikamenten behandelt, um Krankheiten vorzubeugen und ihr Wachstum anzuregen. Um Platz für Aquakulturen zu schaffen, werden natürliche Lebensräume wie Küstengebiete und Mangrovenwälder zerstört. Chemikalien, Medikamente und Unmengen an Exkrementen gelangen ungeklärt in die Gewässer, wodurch es im Umkreis dieser Anlagen zu einer massiven Überdüngung und Zerstörung kommt. Viele der darin gehaltenen Fische werden häufig als Jungfische wild gefangen und ernähren sich von anderen Meereslebewesen, weshalb pro Kilo Zuchtfisch weitere vier bis fünf Kilo wildgefangener Fische, vor allem in Form von Fischmehl, verfüttert werden. Für ein Kilo Garnelen sterben bis zu 20 Kilo anderer Meereslebewesen als billiges Futter.

Fangmethoden

Wie viele Milliarden Fische und andere Wasserlebewesen jährlich zu Ernährungszwecken getötet werden, kann nur geschätzt werden. Die Welternährungsorganisation FAO gibt für die Menge der gezüchteten und gefangenen Fische einen neuen Rekord von 158 Millionen Tonnen an[5]. Nicht erfasst werden in dieser Statistik Krebs- und Weichtiere sowie sogenannte Beifänge. Ähnlich den Statistiken bei „Geflügel“ wird die Menge der getöteten Tiere ausschließlich in Tonnen angegeben, was belegt, dass diese keinen Wert als Individuen, sondern lediglich einen Wert als Ware haben. Als „Meeresfrüchte“ bezeichnete Lebewesen werden nicht geerntet, wie es die Bezeichnung vermuten ließe. Sie werden gefangen und getötet.

Die Methoden der Fischerei reichen von Langleinen über riesige Treib- und Grundschleppnetze bis zu den Baumkurren moderner Fangschiffe. Auf der Suche nach den stetig abnehmenden Fischbeständen nehmen die Netze alles auf und ein Entkommen ist unmöglich. Viele Tiere ersticken in der Enge langsam oder werden von mitaufgenommenen Steinen und Schutt zerquetscht. Durch Verwendung von Grundschleppnetzen, beispielsweise zum Fang von Tiefseegarnelen, wird der Meeresgrund aufgewühlt und verwüstet. Neben den Fischen, auf welche es die Fischindustrie abgesehen hat, sterben je nach Fangmethode bis zu 80 Prozent anderer Tiere als „Beifang“, so schätzt die FAO[6]. Hierzu zählen Jungfische, andere Fischarten, Seesterne, Vögel, Schildkröten und Haie sowie Robben, Delphine und andere Wale. Sie werden tot oder schwer verletzt zurückgeworfen, da sie für die Fischindustrie wertlos sind und tragen zusätzlich zur massiv voranschreitenden Überfischung bei.

Zertifizierte Fischerei macht keinen Unterschied …

… weder für den Fang, noch für die Tötung. Auch wenn zahlreiche Siegel „nachhaltigen Fischfang“ oder „ökologische Fischzucht“ bescheinigen sollen, bei den Siegeln geht es um gesundes Essen für Menschen und die Aufrechterhaltung der als Ware nutzbaren Bestände und Fangquoten, nicht um die einzelnen Individuen und ihre Bedürfnisse. Das grundlegende Problem bleibt weiterhin bestehen: Der Wert ihres Lebens bemisst sich nur nach der ökonomischen Verwertbarkeit ihrer Körper. Ihr Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit wird weiterhin ignoriert.

Tiere sind keine Lebensmittel

Lebewesen werden zu „Nutztieren“, weil ihnen diese Bezeichnung und Funktion von Menschen aufgedrückt werden. Diese sind veränderbar und keine Tatsachen. Gewohnheit und Geschmack können das lebenslange Leiden und die grausame Tötung unzähliger Individuen nicht rechtfertigen. Auch wenn viele Menschen selbst keine Tiere umbringen könnten – für die Tiere spielt es keine Rolle, wer sie tötet. Kauf und Konsum von Fischen sind ein Auftrag zum Töten und fördern ein System von Ausbeutung, Profitgier und Tierleid, aber auch von Lebensmittelskandalen und Krankheiten.

Tiere sind keine Ware, keine Lebensmittel und kein „Nutzvieh“, sondern individuelle leidensfähige Lebewesen mit eigenen Interessen und vielfältigen Bedürfnissen. Sie müssen aus menschlichen Verfügungszwecken befreit und ihr Lebens- und Freiheitsrecht anerkannt und verteidigt werden. Ernährung ist längst keine Privatsache mehr, sondern betrifft zwangsläufig immer andere, deren Interessen berücksichtigt oder verletzt werden. Jeder Mensch entscheidet sich bei seinem Konsum für oder gegen Leiden, Schmerzen und Tod. Jede Form von Tierausbeutung ist abzulehnen.

Alternativen

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ohne Fisch und andere tierliche Produkte ist problemlos möglich. Fische werden gerne als Lieferanten von Eiweiß und gesunden Fettsäuren gegessen. Sie liefern jedoch keine essentiellen Nährstoffe, die nicht auch durch eine rein pflanzliche Ernährung zugeführt werden können. Grünes Gemüse, Vollkorngetreide und Nüsse sind ebenso gute Proteinquellen und Omega-3-Fettsäuren finden sich gleichermaßen in pflanzlichen Ölen wie Raps-, Lein-, Kürbiskern- oder Walnussöl.


[1] www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/1153691/
[2] www.geocities.ws/culumbrown/LalandBrownKrauseFAF2003.pdf
[3] http://news.ucsc.edu/2011/09/fish-tool-use.html
[4] www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/doc/292.pdf
[5] www.fao.org/3/a-i3720e.pdf
[6] www.geo.de/GEO/natur/welchen-fisch-darf-man-noch-essen-53878.html?p=2